Das kleine Weltuntergangsinterview:
Diesmal mit Barbara Friedrichs

Verfasst am: 01.01.2014 | Autor: Marcus Ertle

Die Kulturmanagerin zeigt sich prophetisch in Sachen Beckenboden und hätte im Prinzip nichts gegen eine Familiengründung mit Moritz Bleibtreu, wahlweise einen Sechser im Lotto...

Barbara, wieso gibt es uns noch?
Wer soll sich sonst darüber streiten, ob Augsburg nun Mozart-, Brecht-, Frieden-, Umwelt-, Textil-, Fugger-, Römer- oder Universitätsstadt ist. Würden Löwen, Regenwürmer oder Dinosaurier die Welt beherrschen, gäbe es sicherlich keine Diskussionen über Dach- und Lachmarken. Wäre doch ewig schad'!

Wer wird am Weltuntergang schuld sein?
Der Winter, die kalte Sau, keine Frage. Ich kenne kein Weltuntergangszenario, bei dem die Menschen im Sommer am Badesee von der Apokalypse überrascht werden. Okay, ich kenne auch keines, bei dem es schneit, aber dennoch bin ich mir sicher, dass es am letzten unserer Tage bitterkalt sein wird. Und irgend ein fürchterlicher, Piz-Buin-gebräunter Dirk hält sicherlich dennoch eine Schneekanone und Pistenraupen bereit, damit die letzte Abfahrt ordentlich groovt.

Wen soll es als Ersten erwischen?
Den FC Bayern. Schön wäre allerdings, wenn Dante und Alaba an dem Tag nicht im Training wären. Ach ja, und Mario Barth. Der soll sich ruhig beschützend vor die Bayern stellen und dann als Erster dran glauben. Bämm!

Was kotzt dich an?
Ehrlich? Bei einer Gegendemo zu einem NPD-Aufmarsch in Augsburg hat mich mal einer der Faschos als "Negerhure" bezeichnet. Weil es an dem Tag unglaublich heiß war, hatte ich schon vorher meine Schuhe ausgezogen und war bereit, dem Rechten meinen Rechten an den Kopf zu knallen. Ein Polizeibeamter ist dann glücklicherweise dazwischengegangen. Aber wenn ich heute Holger Apfel, Udo Pastörs oder auch Beate Zschäpe reden höre, habe ich genau dieses Gefühl: Schuhe aus und druff. Da könnte ich kotzen. Die brauchen sich gar nicht einbilden, nach dem Weltuntergang noch mal aufzutauchen.

Was wäre jetzt eine nützliche Redewendung?
A Guter hält’s aus und um an Schlecht'n is' ned schad.

Hätte Yoga geholfen?
Nein, aber Pilates. Allein die Schlagzeile: "Menschheit gerettet - dem Beckenboden sei Dank!" Gefällt mir. Gleich mal mit der nächsten Ausatmung anspannen gehen.

Schlafen oder durchmachen?
Kommt darauf an, wer dabei ist. Mein erster Impuls wäre: durchmachen! Aber schlafen ist schon auch toll. Das kennt man doch: Nach einer durchzechten Nacht in die Badewanne und dann ins frischbezogene Bett. Gibt's was Schöneres?! Neulich musste ich meinen fünfjährigen Neffen und seine kleine Schwester davon überzeugen, dass Schlafen fetzt und unglaublich cool, super und dufte ist. Dass Erwachsene sich immer gerne hinlegen, können die gar nicht verstehen.

Hast du dein Glück verdient?
Puh, äh, ich denke schon. Aber ich arbeite auch noch daran. Am letzten Samstag habe ich mal wieder Lotto gespielt. Und was soll ich sagen: Ich fände wirklich, ich hätte es verdient, zu gewinnen.

Was wirst du vermissen?
Bisschen cheesy, ist aber so:m Meine Familie, meine Freundinnen und Freunde. Dann meine fette Katze. Gänsehaut bekommen. Aprikosenhörnchen aus der Bahnhofstraße. Seegrassalat. Sloe Gin Fizz. Das Kribbeln in den Beinen, wenn man vom Joggen kommt. Laut Lachen.

Was machst du am Tag danach?
Moritz Bleibtreus Telefonnummer herausbekommen und überprüfen, ob er auch überlebt hat. Wenn ja: eine Familie mit ihm gründen. Wenn nein: rapüüüüüh - Chance vertan. Also er. Den Rest des Tages werde ich dann wahrscheinlich damit verbringen, mich von meinem R.E.M.-Ohrwurm zu befreien.

Barbara Friedrichs, geb. 1983 in Augsburg, Politikwissenschaftlerin, Kulturmanagerin im Kulturamt seit 2007. Projekte: lab30, Mozartfest, Lange Kunstnacht. Außerdem Feministin, leidenschaftliche FCA-Anhängerin und Gründungsmitglied des Fanclubs "knev".

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