Das kleine Weltuntergangsinterview:
Diesmal mit Kurt Idrizovic

Verfasst am: 01.07.2015 | Autor: Marcus Ertle

Der Brecht-Experte muss erst noch mindestens ein Buch lesen und ist nach dem Weltuntergang am Lech anzutreffen...

Wieso gibt es uns noch?
Wir können erst untergehen, wenn wir alle Bücher, die wir zu Hause gestapelt haben, gelesen haben. Das kann dauern.

Wer wird am Weltuntergang schuld sein?
Alle diejenigen, die keine Ahnung von Anfang und Ende haben. Diejenigen, die solange nicht an den WU glaubten, bis die Welt sich sagte: Jetzt reicht's - ich geh' jetzt unter.

Wen soll es als Ersten erwischen?
Allen, die mich nicht leiden können, vergönne ich den Triumph nicht, mich zu überleben. Die bitte als Erste holen. Die Namen sind dem WU bekannt. Und zwar alle vier.

Was kotzt dich an?
Äußerungen, die so beginnen: Ich kenn' mich zwar nicht aus, aber ich sehe das anders.

Was wäre jetzt eine nützliche Redewendung?
Ich kenn mich zwar nicht aus, aber vom WU verstehe ich was!

Noch eine Frage?
Wenn es soweit ist, vorher keine SMS senden. Geht das?

Hätte Yoga geholfen?
Kaum, eher der Urschrei. Der pränatale.

Worauf sollen wir hoffen?
Auf das, was alle hoffen: Dass es nicht passiert und wenn’s denn schon sein muss, dass es schnell geht und wir hinterher sagen können: Wow, so was habe ich noch nie erlebt.

Wirst du in Zukunft glücklicher sein?
Gute Frage. Ja!

Was wirst du vermissen?
Eindeutig: meine Tageszeitungen, meinen Cappuccino bei Roberto, die Morgenläufe mit Michael.

Was machst du am Tag danach?
Ich liege auf der Kiesbank am Lech und sage zu ihm freundlich: Mensch Alter, das wir das noch erleben durften...

Kurt Idrizovic, geb. 1952 in Lechhausen, Volksschule, kaufmännische Lehre, zweiter Bildungsweg, Abitur, abgebrochenes Studium der Zeitungswissenschaft. Seit 1984 Inhaber der Buchhandlung am Obstmarkt mit Büchergilde und Brechtshop. Verheiratet, zwei Kinder.