Saskia Wegner Zeballos, geboren in Bolivien, Redaktionsleiterin beim Studentenradio Kanal C
Das kleine Weltuntergangsinterview: Diesmal mit Saskia Wegner Zeballos

Saskia, wieso gibt’s uns eigentlich immer noch?
Unser Selbsterhaltungstrieb ist einfach zu hoch. Aber wenn wir untergehen, dann auf eine dramatische, filmreife Art, wie ich mir das immer vorstelle. Ich bin schon ein großer Hollywood-Weltuntergangsfan, auch wenn ich mir selbst kein "Armageddon" wünsche, einen Bruce Willis aber schon!
Und wer wird am Ende schuld sein?
Wer? Hm, ich denke, eine bestimmte Person gibt es nicht, außer vielleicht Gott, wenn er wirklich existiert. Unser immer noch naives Denken vielleicht. Manchmal kann ich ja nicht anders, als mich zu fragen, ob die Gehirnströme bei manchen Menschen noch richtig laufen und wieso sie nicht von der nächsten Brücke springen.
Was muss sich ändern?
Brücken anstatt Mauern bauen! Nein, im Ernst, wieso lieben und lachen wir nicht mehr? Das Wort Liebe ist zwar so abgedroschen wie Blondinenwitze, aber wir fahren noch immer drauf ab. Was natürlich erklärt, wieso wir immer dieselben Fehler begehen. Das schöne alte Yin-Yang-Prinzip: ohne Hass keine Liebe.
Was kotzt dich an?
Egoismus! Für mich das Unwort des Jahres. Ein gesunder Egoismus ist gesund, aber bloß nicht so, dass es verletzend wird. Wenn ich sehe, wie berechnend Menschen sind, würde ich am liebsten vor ihren Augen kotzen. Ansonsten ärgere ich mich oft, wieso ich keine Gedanken lesen kann. Dadurch wüsste ich, woran ich wirklich bin! Ob ein Dozent es mir übel nimmt, dass ich meine Hausarbeit doch nicht abgegeben habe oder der Kerl in der Bar mich interessant findet und nicht komisch.
Wen darf es ruhig als Ersten erwischen?
Die USA. Bei so vielen Weltuntergangsfilmen, die dort gedreht wurden, wäre es interessant zu sehen, wie es dann wirklich aussieht. Ganz im Stil von "Independence Day", wobei "The Day After Tomorrow" wohl eher auf uns zukommen wird. Mein Vater hat mal gesagt, dass wir noch erleben werden, wie Hamburg wegen des steigenden Meeresspiegels irgendwann verschwinden wird. Ich hoffe doch nicht!
Noch was zu erledigen, auf die Schnelle?
Einige Seiten meines Tagebuchs verschwinden lassen. Und ab nach Südamerika zu meiner Familie. Dann erst darf die Welt untergehen.
Was wirst du vermissen?
Wenn es wirklich so schlimm ist, wie ich es mir vorstelle, dann Mutter Erde vor dem Untergang: blauer Himmel, grüne Landschaft und reißende Ströme. Und dann alles, wie es war: Freunde, Momente, die Bequemlichkeit vieler Dinge. Joni Mitchell singt doch so schön "You don't know what you've got 'till it's gone" und das wird einem immer erst klar, wenn’s zu spät ist.
Noch ne drängende Frage?
Wird es genug Konservendosen für uns alle geben? Es ist erstaunlich zu sehen, wie schnell die Menschen in Panik geraten, wenn sie irgendwie ahnen, dass die Welt untergehen wird. Ich bin am 21.12. aus Neugierde in einen großen Supermarkt gegangen und alle Konservenregale waren fast leergefegt. Vielleicht wollten aber auch nur alle einsamen Singles ihren Vorrat für Weihnachten aufstocken. Dabei krieg ich von den meisten Konserven wie Dosenravioli fieses Sodbrennen. Lieber gehe ich dann mit der Welt unter, als mich zukünftig nur noch von Dosenessen ernähren zu müssen.
Deine letzten Worte?
Aufstehen, Ärmel hochkrempeln und den Neubeginn feiern. Es gibt manchmal eben nichts Schöneres als einen Neustart.
Und was machst du am Tag danach?
Mich umschauen und wahrscheinlich dann doch Ravioli essen.
Info:
Saskia Wegner Zeballos, geboren 29.11.1989 in La Paz, Bolivien. Mit drei Jahren mit der Familie nach Hamburg gezogen, dort aufgewachsen. Studium der Komparatistik an der Uni Augsburg. Chef vom Dienst, Redaktionsleiterin und Kulturressortleiterin des Studentenradios "Kanal C" in Augsburg.