Das kleine Weltuntergangsinterview:
Diesmal mit Sebastian Lübeck

Verfasst am: 01.08.2012 | Autor: Marcus Ertle

Sebastian Lübeck, geboren am 7.10.1977 in Augsburg, Studium an der Kunstakademie Karlsruhe und in Mexiko-Stadt. Atelier in Berlin, Atelier in Augsburg, im Frühjahr 2011 Gründung des Ausstellungskonzepts „contemporallye“.

Sebastian Lübeck, geboren am 7.10.1977 in Augsburg, Studium an der Kunstakademie Karlsruhe und in Mexiko-Stadt. Atelier in Berlin, Atelier in Augsburg, im Frühjahr 2011 Gründung des Ausstellungskonzepts „contemporallye“.

Wer ist nun wirklich schuld am Weltuntergang? Und bitte sag nicht, wir alle.
Ich! Ich bin einer der Bausteine, die zum Weltuntergang führen:
Ich produziere mit meiner Arbeit viel (am liebsten würde ich
sagen: Müll) Zeug, das manchmal sehr laut, aber immer schwach
in der Wirkung ist. Mit meiner Arbeit kann ich die Welt einfach
nicht retten.

Wen soll’s denn als Ersten erwischen?
Niemanden? Vielleicht doch: Ab 23.00 Uhr ne bestimmte
Biertischgarnitur. Laut, besoffen und absolut rücksichtslos - von
morgens bis spät in die Nacht die gleichen Gesellen. Da wird
mal Sozialhilfe eins zu eins in Treibstoff umgesetzt und jegliche
geistige Genialität ergießt sich in mir unverständliche Laute. Und
ich bezahl auch noch die ganze Scheiße.

Was hättest du dir sparen können?
Mir ein Leben aufzubauen, ich meine damit, meine Person Stück
für Stück zu definieren. Es ist nicht so, dass ich mir nicht gerne
den ganzen Tag im Atelier die Eier schaukel – es ist sehr anstrengend,
sich über Zusammenhänge und die eigene Person den ganzen
lieben Tag lang Gedanken zu machen. Ein Arschloch zu sein,
hat definitiv seinen Reiz. Ich fahre auch gerne ein schnelles Auto,
hätte auch gerne Carrara-Marmor als Dreckfänger und möchte
auch vergessen, warum es mir hier gutgeht!

Was kotzt dich an?
Menschen, die trotz Möglichkeiten nichts aus ihrem verdammten
Leben machen! Bequemlichkeit, Arroganz, Hochmut und
Gleichgültigkeit, wobei letzteres auch mich betrifft.

Noch was zu erledigen, auf die Schnelle?
Zigaretten und ’n teures Dosenbier besorgen. Meine Süße und
meinen Kleinen einpacken.

Welcher Soundtrack passt am besten zum Weltuntergang?
Black Light Smoke - “Lovework”. Wenn se schon untergeht, möchte
ich wenigstens in den ganzen Mist entschleunigt reintanzen,
das könnte ein guter Weltuntergang werden!

Was wirst du vermissen?
Alles! Alles so, wie es jetzt noch ist. Ich habe ein Rätsel, das ich
noch lösen möchte. Mag sein, dass ich in ne Sackgasse gerate,
aber sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wie man vor der
eigenen Haustüre kehren kann, um dadurch eventuell die Welt
zu verbessern, wenn man den Nachbarn und dessen Nachbarn
ebenfalls beim Straßefegen erwischt, macht einfach Laune.

Hast du noch ne drängende Frage?
Wann kann ich deine Antworten lesen?

Deine letzten Worte?
Hab ich keine.

Was machst du am Tag danach?
Ich lass es einfach auf mich wirken: ...war das krass!

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