Entschuldigen’S die Sprache nicht!

Verfasst am: 01.10.2016 | Autor: Florian Kapfer

Der Generalsekretär der Christlich Sozialen Union und sein "fußballspielender, ministrierender Senegalese"...

»Das Schlimmste ist ein fußballspielender, ministrierender Senegalese, der über drei Jahre da ist - weil den wirst du nie wieder abschieben.«

Diesen Satz muss man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen, man sollte ihn einrahmen und übers Bett hängen, in Schulbücher aufnehmen und jeden Sonntag von der Kanzel verlesen. Der Generalsekretär der Christlich Sozialen Union, Andreas Scheuer, hat bei einem Auftritt vor Journalisten im Regensburger Presseclub die Maske dermaßen fallen lassen, dass selbst der ortsansässige Generalvikar erschrocken zu seinem Laptop eilte und auf Facebook die »Sport- und Kirchenschelte« kritisierte. Touché, Herr Vikar!

Die Botschaft des studierten Lehrers und Trägers des kleinen Doktorgrads der Philosophie, Andreas Scheuer, ist klar: Egal, was ein Mensch macht, wie sehr er sich bemühen mag, die Sprache zu erlernen, Religion und Kultur anzunehmen und sich zu integrieren, als Schwarzer hat er im schwarzen Bayern keine Existenzberechtigung – und wenn er im Schützenverein vor einem Bild von Franz Josef Strauß niederkniet, die Bayernhymne dreistimmig singt und (wenn er denn arbeiten dürfte) den TSV 1860 München zurück in die erste Bundesliga schießt.

Ganz abgesehen von der allgemeinen Empörung – auch in der CSU, allerdings eher halbherzig und nicht vom Parteichef – ist der Satz ein Faustschlag ins Gesicht eines jeden, der sich in der Flüchtlingshilfe engagiert. Da hilft auch der Einwand nichts, Scheuer habe das Ganze lediglich zugespitzt, zu erkennen am vorangestellten »Entschuldigen’S die Sprache«. Diese Sprache ist nicht zu entschuldigen. Zumal der Spruch offensichtlich kein Ausrutscher war, Scheuer schwadronierte in derselben Veranstaltung außerdem davon, dass es keine »Grundsicherung deluxe« für Flüchtlinge geben dürfe und auf den »Mehrwert« der Migranten zu achten sei.

Dass der Stammtisch nun dank der AfD wieder wählen geht, nimmt die CSU offensichtlich zum Anlass, das Wirtshaus ins Parlament, in die TV-Studios und auf die politische Bühne einzuladen. Daraus macht Scheuer auch gar keinen Hehl. »Stimmung muss man als politische Fakten nehmen«, sagt er ein paar Tage später bei Maybrit Illner und weiß vermutlich genau, wie nahe er damit an der AfD ist. »Was man fühlt, ist auch Realität«, hat deren Berliner Spitzenkandidat vor der Wahl verlauten lassen. Und wo ist eigentlich der Unterschied zu Alexander Gaulands Behauptung, »die Leute« würden Jerome Boateng lieber nicht als Nachbarn haben?

Da drängt sich doch die Vermutung auf, die CSU will nicht mit markigen Sprüchen die AfD-Wähler zurückholen, sondern sieht die Wahlerfolge der Rechtspopulisten eher als willkommenen Anlass, endlich den Maulkorb loszuwerden, den sich die Partei offensichtlich jahrzehntelang angelegt hat. Der dünne Firnis der Zivilisation hat immerhin 70 Jahre gehalten, mehr kann man wohl nicht erwarten. Schade eigentlich. Viel Spaß dann noch im weißblauen Neandertal mit Skischaukel!