Seit dem Modular Ende Mai jagt in unserer schönen Stadt ein Highlight das nächste. Für eine Stadt, die im Prinzip ziemlich pleite ist, nicht schlecht, oder?
Feierwerk Augsburg

Für kulturinteressierte oder zumindest feierfreudige Augsburger kommt das Ganze einer Urlaubssperre gleich. Seit dem Modular Ende Mai jagt in unserer schönen Stadt ein Highlight das nächste: Kunstnacht, Sommernächte, Friedensfest, Festival der Kulturen, Sommer am Kiez, 100 Jahre Eingemeindung Kriegshaber, Konzerte im Bürgerhof und im Fronhof, Automatic Open, Jazzsommer, Ulrichstraßenfest, Stadtmauerfest - und selbst das gebeutelte Theater cabarettiert noch knapp zwanzigmal die Freilichtbühne. Für eine Stadt, die im Prinzip ziemlich pleite ist, nicht schlecht, oder?
Gebaut wird auch wie verrückt. Brücken und Straßen und Bahnhöfe, selbst beim Gaswerk in Oberhausen geht’s dank der Stadtwerke zügig voran. Wer bei der Pressekonferenz Anfang Juni eine vorsichtige Formulierung von Zukunftszielen erwartet hatte, wurde mit einer extrem selbstsicheren Präsentation beeindruckt, die keine Angst vor ambitionierten Fristen zeigt. Im Herbst beginnen die Arbeiten am Ofenhaus, der künftigen Brechtbühne, im April 2018 will man das Gebäude besenrein dem Theater übergeben. Bereits im Spätjahr 2017 soll die Evakuierung der Künstler aus dem Kulturpark West starten. Auch hier könnte sich also durchaus ein Erfolgsmodell entwickeln, mit einem Wermutstropfen freilich: Der Liveclub »Bombig« mit dem wohl schönsten, aber sicher anarchistischsten Biergarten der ganzen Stadt spielt offensichtlich keine Rolle beim Umzug des Kulturparks.
In Verbindung mit dem Gaswerksareal wird auch regelmäßig über eine Verlagerung des Modular-Festivals nachgedacht. Würde natürlich passen, wenn die zahlreichen Augsburger Bands quasi direkt aus dem Proberaum auf die Bühne steigen könnten. Der Stadtjugendring setzt derzeit noch auf den bisherigen Ort beim Kongresszentrum, aus nachvollziehbaren Gründen: die Nähe zur Innenstadt und das wunderbare Parkgelände, das blöderweise in einem Landschaftsschutzgebiet liegt.
Denn da wird der Augsburger Naturfreund hellhörig, wie auch Umweltreferent Reiner Erben erfahren musste, als in Göggingen mal wieder aus Versehen an den Wurzeln einiger uralter Kastanien rumgeschnippelt wurde. Seitdem wird der grüne Vorzeigepolitiker auf den Fluren der Stadtverwaltung gerne mit dem aufmunternden Nachahmen einer Kettensäge begrüßt. Was der Laune des Dienstfahrradbesitzers freilich keinen Abbruch tut, Reiner Erben hat bekanntlich Stihl.
Etwas weniger verständig zeigte sich sein Stadtratskollege Peter Schwab bei der Band Feine Sahne Fischfilet auf dem Modular-Festival. Dazu muss man zwei Sachen wissen: Weder die Band noch der Stadtrat sind von allzu großer Bedeutung. Der CSUler ist die vergangenen Jahre nicht groß in Erscheinung getreten und Feine Sahne Fischfilet sorgen zwar immer wieder für einen Aufschrei unter Konservativen ob ihrer staatskritischen Texte, aber selbst die Bundesstelle für jugendgefährdende Medien winkt mittlerweile gelangweilt ab, wenn die Rede von den Mecklenburgern ist. Dass Schwab angesichts des zum wiederholten Male komplett friedlichen dreitägigen Stadtjugendring-Festivals mit 30.000 Besuchern und über 300 ehrenamtlichen Helfern nichts Besseres zu tun hat, als den übereifrigen Ordnungshüter zu spielen, ist vermutlich nur dadurch zu erklären, dass er selbst Polizeibeamter ist. Und auch wenn wir alle wissen, dass der Job nicht gerade leichter geworden ist, sei doch darauf hingewiesen, dass über zehn Menschen noch leben könnten, wenn seine Kollegen vom Verfassungsschutz im Jahr 1998 ähnlich pingelig gewesen wären und das NSU-Trio Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt schon nach dem ersten (von insgesamt 15!) Banküberfällen so behandelt hätten, wie es der Rechtsstaat eigentlich vorsieht.
So, jetzt aber genug rumgekrittelt, das Schöne an den allermeisten Augsburger Festivitäten ist ja, dass man mittlerweile von den einstigen Schupfnudelwettfressen mit Anfassen meilenweit entfernt ist, selbst am Wertachbruckertor wird dieses Jahr erstmalig auch modernere Musik geboten. Und auch für Freunde der weniger anspruchsvollen Unterhaltung ist die Rettung nicht mehr fern: Ende August startet die Bundesligasaison.