Modular jedes Jahr!

Verfasst am: 01.07.2015 | Autor: Florian Kapfer

Nur zur Erinnerung: Für die Kosten der Theatersanierung könnte man locker eintausend jährliche Modular-Ausgaben hinstellen...

Der Zeitpunkt war perfekt gewählt: Der Offene Brief zur Theatersanierung landete punktgenau rund zwei Wochen vor dem Modular auf dem Schreibtisch des Oberbürgermeisters. Der darin geforderte Planungsstopp brachte natürlich die Befürworter auf die Palme, allen voran den Verein der »Theaterfreunde«, die u.a. lauthals verkündeten, dass es durch die Sanierung anderen städtisch geförderten Veranstaltungen und Gruppen an nichts fehlen würde. Eine schöne, aber wohl reichlich naive Vorstellung.

Schon zur Eröffnung des Modulars konnte OB Kurt Gribl keine feste Zusage geben, ob das Jugendkulturfestival nächstes Jahr wieder stattfindet und empfahl allen Ernstes, Stadträte über das Gelände zu führen, um sie von der Veranstaltung zu überzeugen. Auch eine schöne Vorstellung: »Und hier, lieber Herr Kränzle, liebe Frau Stuber-Schneider und der Herr mit dem Afro, sehen Sie die Augsburger Jugend. Bitte nicht an die Scheiben klopfen!«
Der Stadtjugendring hatte aber klugerweise schon vorgebaut und bot am Samstag eine ebensolche Führung für Mitglieder des Kulturausschusses und andere »Interessierte« an. Leider war der Kulturreferent selbst im Urlaub.

Nur zur Erinnerung: Für die Kosten der Theatersanierung, die mittlerweile von über 200 Millionen Euro auf etwa 180 »gesenkt« worden sind, könnte man locker eintausend (!) Jahre lang jedes Jahr ein Modular hinstellen, dessen Förderung zurzeit 150.000 Euro beträgt. Das ist trotz aller berechtigten Einwände über diesen auf allen Vieren hinkenden Vergleich einfach eine Zahl, die man nicht ignorieren kann. Und die Befürworter der aktuellen Theaterplanung sollten nicht vergessen, dass sie nun auch hier im Wort stehen.

Man kann es gar nicht oft genug betonen: Beim Modular arbeiteten dieses Jahr über 200 junge »Volunteers« ehrenamtlich - und nicht nur Projektleiter Christoph Elwert schwärmte von deren Einsatzbereitschaft und Solidarität. Vereine, Gruppen und Initiativen bringen sich jedes Mal ohne große Bezahlung intensivst mit ein, 50 Prozent des Programms lieferten Augsburger Künstler.

Klar, da war auch Haftbefehl. Der umstrittene Rapper wird von vielen als Kritikpunkt am diesjährigen Modular genutzt, was sich natürlich anbietet, aber ehrlich gesagt relativ kindisch ist. Hat jemand die Songtexte der anderen Bands und Interpreten überprüft? Trauen wir den Jugendlichen nicht zu, eine solche Auseinandersetzung zu führen, auch untereinander? Ist es in puncto Vorbildfunktion so viel cleverer, sich jedes Jahr im Mai bei der Fußballmeisterfeier mit Bier zu überschütten, um dann den Alkoholmissbrauch der Jugend zu beklagen?

Interessant war in diesem Zusammenhang der Auftritt von Haftbefehl nach seinem Konzert. Im kleinen Saal wagte sich der Offenbacher noch mal auf die Bühne, um im Vorprogramm der Augsburger Künstler des Jahres etwa zehn Minuten lang mit seinen »Begleitern« relativ unbeholfen rumzuhampeln. Das Publikum schenkte seinem Machogehabe allerdings so gut wie keine Beachtung, schließlich freute man sich auf Blindspot, den Augsburger (!) Hauptact der Spätshow.

Im Kampf um öffentliche Gelder ist eine gewisse Rivalität zwischen Veranstaltern, Künstlern und Institutionen gar nicht zu vermeiden. Ein bisschen Wettbewerb und Ansporn ist aber auch hier erlaubt, wobei der Publikumszuspruch natürlich nicht das einzige Kriterium sein darf. Aber Erfolg sollte man einfach anerkennen, zumal er sich beim Modular bei weitem nicht auf die Ticketverkäufe beschränkt. Ebenso klar ist, dass die Arbeit des Stadtjugendrings damit nicht getan ist. Dennoch: Das Modular aus Kostengründen scheitern zu lassen, wäre – nicht nur, aber auch angesichts der Theatersanierung – ein gewaltiger Affront gegenüber der Augsburger Jugend.

Foto Benni Benson: Christian Menkel