Dakh Daughters: Ukrainian Fire im Rahmen des Brechtfestivals 2023

Es wird dunkel, die Formation stellt sich auf, die Lichter gehen aus. Was dann folgt, ist ein apokalyptisches Video, Bildsequenzen von Bombenanschlägen, weinenden Menschen, von Toten und Verletzten, gefilmt von Passanten. Surreal und unerträglich, aber doch die nüchterne Realität. Der tägliche Horror. Es folgt eine Schweigeminute.

Die Lichter gehen wieder an, es bleibt düster. Eindringlich hält ein Bandmitglied einen emotionalen und wütenden Monolog über eigene Erfahrungen bei der Flucht aus der Stadt Irpin, zusammen mit 20 anderen Menschen, die miterleben mussten, wie ihre Familien, ihre Lebensexistenz und ihre Stadt innerhalb kürzester Zeit vernichtet werden. Wie durch ein Wunder überleben sie den stetigen Bobenhagel der Russen.

Die Intensität lässt nicht nach, bizarr monochromatische und melancholische Klangteppiche füllen den Saal, manchmal ruhig und einlullend, dann wieder in Richtung Publikum schreiend. Die Texte werden auf Deutsch auf die Bühne projiziert. Ich denke mir, langsam reicht es, wir haben verstanden, mit Sicherheit jeder hier im Saal, aber sie lassen nicht nach, denn während wir hier im Warmen sitzen, frieren, hungern und sterben im gleichem Moment die Eingeschlossenen in ihren Kellern.

Sie kämpfen mit ihren Waffen für ihr Volk und das machen sie gut. Sie sind gegen den Krieg, gegen die Zerstörung, plädieren aber trotzdem und mit Recht für mehr Waffen. Sie sehen nur diese eine Möglichkeit, mehr Waffen und unsere bedingungslose Unterstützung, um den Aggressor zu schlagen und zu vertreiben. Sie wollen nichts anderes, als in Frieden und Freiheit zu leben.

Als die Band ihre letzte Verbeugung macht, mit ihrer ukrainischen Flagge in den Händen, erfolgt ein langer und begeisterter Applaus. Ein nachdenkliches Spektakel, das verdeutlicht, wie fragil unser Dasein und dass unsere Freiheit nicht selbstverständlich ist. Und vielleicht wird auch sie gerade in der Ukraine verteidigt ... (dan)

Mehr: dakhdaughters.com

Text/Fotos: Daniel Anzaldua, Titelfoto: Jan Pieter Fuhr

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