Nafri und Hilope

Abkürzungen sind einfach heikel. Nehmen wir das gerade diskutierte Wort "Nafri". Nordafrikanischer Intensivtäter.

Man kann nicht direkt sagen, dass die Nordafrikanischen Intensivtäter ein besseres Image hätten, wenn die Polizei sie nicht abkürzen würde. Damit wäre ebenso wenig den Südafrikanischen Intensivtätern, den sogenannten Safris, und den Ostafrikanischen Intensivtätern, den Oafris, und auch den Westafrikanischen Intensivtätern, den Wafris, geholfen. Ihr Problem ist ja nicht, dass sie abgekürzt werden, sondern, dass sie per definitionem einer unsympathischen Gruppe angehören. Wohlgemerkt die Intensivtäter.

(Wer allerdings schon einmal ein paar original Polizeiakten gelesen hat, der könnte auch auf den Verdacht kommen, dass die Polizei aus ganz anderen Gründen zu Abkürzungen greift. Viele Polizisten haben ganz offensichtlich weniger Probleme mit einer rassistischen Geisteshaltung als mit der Rechtschreibung, da ist man dann natürlich um jedes Wort froh, das man abkürzen kann.)

Aber das kennen wir in Bayern ja auch, wir sind in Norddeutschland die Seppls, wir dürfen uns aber nicht beschweren, wir nennen die Ostdeutschen ja auch Ossis, aber die dürfen auch nicht jammern, denn Norddeutsche, Süddeutsche und Westdeutsche werden von ihnen ja auch als Wessis subsumiert. Alle Deutschen zusammen nennen die Österreicher dagegen wiederum Össis. Die Franzosen dagegen kürzen uns zwar nicht ab, aber dafür verleihen sie den Deutschen, Männlein wie Weiblein, einfach den Vornamen: Fritz.

Immer geht es also darum zu verkürzen, zu vereinfachen, das Individuum aufzulösen und in eine dumpfe Gruppe zusammenzufassen. Das geht auch ohne Abkürzung. Manche türkischstämmigen Mitbürger nennen die Deutschen: Kartoffel.

Wahrscheinlich sind wir Menschen irgendwo alle vereinfachende Chauvinisten. Alle, die nicht wir sind, und das sind die allermeisten, sind irgendwie nicht so gut wie wir. Entweder sie sind ärmer, oder dümmer, oder hässlicher, oder langweiliger, oder aggressiver, oder arroganter als wir. Ob man die anderen dann abkürzt, oder sie zu Kartoffeln, Kümmel, Spaghettis, Reisfresser oder Fitzlibutzlis macht, ist eigentlich unwichtig. Poetisch sind Vereinfachungen so gut wie nie. Und dann gibt es noch Institutionen wie Polizei, Militär und andere strengen Behörden, die alles Poetische und Schöne in ihrem Sprachgebrauch ausmerzen und die Worte gnadenlos, ja zwanghaft verstümmeln. Obschon ... manchmal kommen ungewollt wohlklingende Begriffe heraus.

"Hilope" zum Beispiel. Klingt bisschen wie Antilope oder eine antike Gottheit, dabei ist eine Hilope meistens nicht sehr anmutig, sondern schlichtweg eine "hilflose Person". Nafri und Hilope, das könnte dem Klang nach eine Liebesgeschichte sein, aber in der grauen Realität sollte man unbedingt hoffen, dass sich Nafri und Hilope niemals über den Weg laufen. So unpoetisch ist die Wirklichkeit. (me)

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